Schulen sind keine Infektionstreiber? Oder etwa doch? Das Infoblatt des Gesundheitsamts ist irreführend!

Pressemitteilung des GPRLL-Vorsitzendenteams

Am 30.11.2020 hat das Frankfurter Stadtgesundheitsamt ein „Infoblatt Vorgehensweise des Gesundheitsamtes zur Pandemiebekämpfung an Schulen und Kitas“ veröffentlich. Der Gesamtpersonalrat der Lehrerinnen und Lehrer in Frankfurt ist sehr erstaunt darüber, dass hier nicht einfach das konkrete Vorgehen an Schulen und Kitas beschrieben wird, was aufgrund des Titels ja zu erwarten wäre. Dieses findet man erst auf Seite 3. Auf den Seiten 1 und 2 werden vielmehr politische Wertungen abgeben. So kann man als erste, deutlich hervorstechende Überschrift lesen: „Schulen sind keine Infektionstreiber“ und weiter: „Das Wichtigste: Das Infektionsrisiko an Schulen und Kitas ist weiterhin gering“. Dies wird dann auf den beiden Seiten mit der Nennung vieler Einzelbefunde, Zahlen und Schaubilder zu belegen versucht. Leider mussten wir bei genauerer Betrachtung feststellen, dass hier die entscheidenden Zusammenhänge nicht hergestellt werden.

Es wäre doch bei solchen Aussagen und aufgrund der genannten Werte durchaus möglich, die 7-Tage-Inzidenzen an Frankfurter Schulen zu berechnen und mit den allgemeinen Frankfurter Werten zu vergleichen. Da alle hierfür notwendigen Informationen in dem Flyer für die Kalenderwochen 43-48 genannt werden, hat es uns schon überrascht, dass dies nicht gemacht wurde. Wir haben dies dann nachgeholt und dabei festgestellt, dass die Gesamtinzidenzwerte an den Frankfurter Schulen in diesen Wochen deutlich höher waren als die im Stadtgebiet.

Kalenderwoche

Inzidenzwerte Frankfurt*

Inzidenzwerte an Frankfurter Schulen**

43

205

277

44

198

244

45

289

353

46

254

285

47

191

274

48

170

221

 

Es ist schon bezeichnend, wie einfach die Überschrift auf diese Weise zu widerlegen ist. Man kann noch viele weitere Berechnungen anstellen, allerdings reicht uns dieses Beispiel aus.

Im gleichen Infoblatt wird dann auf Seite 5 eindringlich vor Luftfiltergeräten gewarnt, die jetzt ja an Frankfurter Schulen aufgestellt werden dürfen, auch die Stadt will 152 Geräte anschaffen. Wieso wird deren Wirksamkeit dann weiter in Frage gestellt und vermeintliche Gefahren betont? Seit Monaten kämpfen wir dafür, dass funktionsfähige Luftfiltergeräte, die die Menge der in der Raumluft befindlichen Aerosole wirksam vermindern, an die Schulen kommen und sind dabei auf immense Widerstände gestoßen.

Diese Verhinderungstaktik muss endlich aufgegeben werden! Ein entschiedenes Handeln zur Bekämpfung von Infektionen an Frankfurter Schulen ist dringend geboten! Und dies kann nicht nur aus Masken und Lüften bestehen. Sicherstellung der Einhaltung der Abstandsregeln auch im Unterricht, flächendeckender Einsatz von funktionierenden Luftfiltergeräten, funktionierende Heizungen und Gewinnung von zusätzlichem Personal sind Maßnahmen, die man offensiv angehen muss anstatt sie aktiv zu verhindern!

 

Meike Bär und Sebastian Guttmann
(Vorsitzendenteam des Gesamtpersonalrats der Lehrerinnen und Lehrer am Staatlichen Schulamt für die Stadt Frankfurt) 

 

*Quelle der Werte: https://soziales.hessen.de/gesundheit/infektionsschutz/corona-hessen/bestaetigte-sars-cov-2-faelle-hessen/bulletin-archiv

**Alle Zahlen zur Berechnung stammen aus dem „Infoblatt Vorgehensweise des Gesundheitsamtes zur Pandemiebekämpfung an Schulen und Kitas“, zu finden unter https://frankfurt.de/de-de/service-und-rathaus/verwaltung/aemter-und-institutionen/hauptamt-und-stadtmarketing/buergerbuero-und-ehrenamt/coronavirus--fragen-und-antworten/kinder-jugendliche-bildung/schule-und-ausbildung , der Wert der Infektionen stammt aus der tabellarischen Aufstellung der Fallmeldungen auf Seite 2, hier wurde die Summer der Altersgruppen 6-10, 11-13 und 14-17 genommen und Bezug zur auf der gleichen Seite genannten Gesamtschüler*innenzahl gesetzt