Vom 13. Bis zum 22. Juni 2025 findet der Hessentag in Bad Vilbel statt. Ein Fest der Begegnung, der Kultur, der Vielfalt – und, wenn es nach der Bundeswehr geht, auch ein Fest der Rekrutierung. Schulen aus der Umgebung werden angeschrieben und zum Stand der Bundeswehr eingeladen – inklusiver kostenfreier Anreise. Die Bundeswehr tritt jedes Jahr auf dem Hessentag mit großen, auffälligen Ständen auf. Sie präsentiert modernste militärische Technik, bietet interaktive Erlebnisse wie Flugsimulatoren und wirbt um Nachwuchs. Diese Darstellung blendet jedoch die Realität des Berufs aus: die Gefahr für Leib und Leben, die psychischen Belastungen und die ethischen Fragen, die mit militärischem Handeln verbunden sind.
Für die GEW Hessen ist klar, dass eine solche Inszenierung auf dem Hessentag nichts zu suchen hat. Diese lenkt von der Notwendigkeit ab, sich kritisch mit den Ursachen von kriegerischen Konflikten, mit Friedensarbeit und internationalen Beziehungen auseinanderzusetzen.
Die GEW Hessen kritisiert zudem die Aktivitäten von Jugendoffizier:innen und Karriereberater:innen der Bundeswehr in Schulen. Diese treten als „Experten für Sicherheitspolitik“ auf, stehen jedoch in direktem Auftrag des Bundesministeriums der Verteidigung und vertreten dessen Sichtweisen. Kultusminister Armin Schwarz teilte jüngst mit, dass er die Zusammenarbeit mit den Jugendoffizier:innen der Bundeswehr sogar noch weiter ausbauen will. Solche Veranstaltungen sind jedoch keine echte politische Bildung, sondern gezielte Beeinflussung. Bildung muss frei bleiben von Rekrutierungsabsichten und der Verharmlosung militärischer Einsätze.
Durch das Grundgesetz haben wir den Verfassungsauftrag zur Friedensförderung. Artikel 26 verbietet Handlungen, die darauf abzielen, „das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören“. Dieser Grundsatz ist ein klarer Auftrag an die gesamte Gesellschaft, einschließlich der Bildungseinrichtungen. Schulen müssen diesen Geist widerspiegeln, indem sie junge Menschen dazu befähigen, Konflikte gewaltfrei zu lösen und kritisch über die Konsequenzen von Krieg und Militarisierung nachzudenken.
An vielen Hochschulen existieren bereits Zivilklauseln, die militärische Forschung ausschließen und die Unabhängigkeit der Wissenschaft wahren sollen. Auch in der schulischen Bildung sollten diese Grundsätze verankert sein. Die Einhaltung einer Zivilklausel in Schulen würde sicherstellen, dass Bildung und Wissenschaft ausschließlich friedlichen und zivilen Zwecken dienen.
Gerade in der jetzigen Zeit müssen wir uns als Gewerkschaft – als Gesellschaft insgesamt – für eine Bildung einsetzen, die Friedensförderung und die Stärkung demokratischer Werte in den Mittelpunkt stellt. Statt die Präsenz der Bundeswehr in Schulen und auf Großveranstaltungen zu legitimieren, müssen wir verstärkt über die Folgen von Krieg aufklären, die Möglichkeiten der Konfliktlösung in Erinnerung rufen und die Bedeutung von internationaler Solidarität aufzeigen.
Diese Haltung ist nicht nur eine politische Forderung, sondern auch ein gesellschaftliches Signal:
Bildung muss dazu beitragen, den Frieden zu bewahren – und nicht den Krieg zu normalisieren.
Deshalb fordern wir:
- Keine Bundeswehr an Schulen! - Bildungseinrichtungen sind Orte des Lernens, der kritischen Reflexion und des Friedens.
- Keine Bundeswehr auf Volksfesten wie dem Hessentag! - Der Hessentag ist ein Fest der Kultur und der Zivilgesellschafft – nicht der Ort um Krieg und Militär zu normalisieren.
- Stärkung und Ausweitung der Zivilklausel! - Bildung und Wissenschaft müssen unabhängig von militärischen Interesse bleiben und friedensfördernde Werte in den Mittelpunkt stellen.
Heike Ackermann, stellv. Vorsitzende der GEW Hessen und Vertreterin der GEW im Bündnis „Friedlicher Hessentag“